Indessen gewinnen ‚do-it-yourself’-Aktivitäten (DIY) in elitären Zirkeln, vor Allem im Elektronikbereich, größere Aufmerksamkeit. Auf Heimwerk- und Bastelmessen zeigen sich mittlerweile studentische Initiativen auf dem Gebiet der Robotik und Gameprogrammierung, scheinbar außerhalb der kommerziellen Verwertung. Tatsächlich haben die Konzerne durchaus ein Interesse an den spontanen Innovationen und dem Potential künftiger Fachkräfte, und treten als Sponsoren der Messen auf. Die Berichterstattung über derartige ‚freie Foren’ soll einer verbreiteten Technologieskepsis entgegen wirken, indem ein gewisser anarchischer Charme des ‚Authentischen’ transportiert wird. Die kalte technologische Effizienz bekommt, in der Verbindung mit Kunst und Spiel, denjenigen animierenden Aspekt, der die Hemmung gegen eine vollständige Durch-Technologisierung des Lebens abzubauen hilft.
Für die gesellschaftlichen Kreise, die sich in der Entfremdung von Natur und authentischem Werk bereits eingerichtet haben, dient Manufaktum („von Hand gefertigt“) als Lieferant der Akzente des Schlichten, unter ironischer Distanzierung vom Primitiven. Denn wirklich handwerklich Selbstverfertigtes wird zuletzt allenfalls Schulkindern in der Adventszeit abverlangt.
Soweit es sich nicht um einen reinen Kunstartikel, jenseits des alltäglichen Lebens handelt, vermittelt die eigenhändige Herstellung, zumal eines Gebrauchsgegenstandes, den Eindruck der Hilflosigkeit. Die Hilflosigkeit liegt hier im mangelnden Geschick zur Delegation von Tätigkeiten, mithin also im Mangel an Macht, Andere machen zu lassen. Ein Gebrauchsgegenstand soll zeitgemäß nur noch auf den Gebrauchsnutzen verweisen, ohne selbst als Werk von seinem Schöpfer zu künden. Der Werkmeister ist eine Größe, die aus der Kette der Verwertung längst abstrahiert worden ist. Durch die technische Vorgabe von beschränkter Lebensdauer zudem, sinkt die Wertschätzung selbst des bloßen ‚Gebrauchs’ herab zum liquidierten ‚Verbrauch’. Aus dem existentiell bedeutsamen Werk-Zeug ist inzwischen ein fluid unbestimmtes Schmiermittel des permanenten Umsatzes geworden. Es ist ein wesentlicher Aspekt des pyramidalen Prinzips, Person und Werk zu abstrahieren, zu fragmentieren, und innerhalb hierarchischer Ebenen aufzuteilen. Das Ziel ist der entmündigte Mensch, der die Kompetenzen in eigener Angelegenheit auszulagern hat (outsourcing), will er nicht einen lächerlich gestrigen oder tragisch unzeitgemäßen Eindruck erregen. Der Materialfluß ereignet sich über den ungenannten Erzeuger zum unbekannten Nutzer.