Das pyramidale Prinzip 2.0 - Die Welt als Wille zur Macht

Rechte Winkel - finstre Ecken

... Wenn das Ziel jeder Wissenschaft die reine Erkenntnis ist, ist einer ‚Wissenschaft’ mit religiöser Rückbindung gerade an deren Verschleierung gelegen. Derjenige der nach Erkenntnis strebt, begibt sich nota bene an den Ort der Wirksamkeit des Willens in der Natur. Beginnend mit der stillen Betrachtung der Gesetzlichkeit der natürlichen Zyklen des Weltgeschehens, von der Periodizität der Schwingungen und Umläufe im Raum und dem Atemrhythmus der Polaritäten, bis zum Werden und Vergehen des Lebens im Reichtum seiner Formen. Nicht zuletzt in dem subjektiven Blick des Menschen in eine Welt, die ihm, mit dem Vermögen der Vorstellung ausgestattet, in der Selbstreflexion, schließlich zur Erkenntnis seiner Selbst verhilft.

In die Reagenzien und Retorten der Labore gezwängt, auf die Unterwerfung zum nützlichen Zweck getrimmt, zeigt sich nicht das Wesen der Welt nach seiner Natur, sondern es spiegelt sich lediglich der Wille zur Macht des Laboranten gegenüber seinem Gegenstand auf dem Objektträger.

Der eigentliche Zweck der logischen Wissenschaft liegt im Zwingen der natürlichen Kräfte zum technischen Nutzen.

Die Insignien der Freimaurer sind den Bauleuten und Steinmetzen entlehnt. Es handelt sich um das Rechte-Winkel-Eisen und den Zirkel, die Symbole des Maßes und des Gleichgewichts einer rechtschaffen rechenhaften Weltordnung. Aber es sind auch die geeigneten Reißzeuge zur Konstruktion der Pyramide. Zurückführen läßt sich die maurerische Tradition bis auf den Baumeister Hiram aus dem Stamme Dan, der den Neubau des Tempels in Jerusalem unter König Salomo leitete. Wollte man tiefer in die Geschichte der archetypischen Geometrie der Macht tauchen, müßte man bis zum Bau der Pyramiden in Ägypten oder den Bau der ‚großen Stadt’ Babylon schlechthin zurückweisen. Dort fänden sich denn auch die Lehrherren der künftigen Tempelbaumeister unserer Weltordnung.

Die Idee, der Beherrschung der Geometrie für das Reich Gottes auf Erden ist das zentrale Anliegen sämtlicher kultureller Traditionen, in denen der Geist der rechtschaffenen Rechenhaftigkeit fortbesteht. Es ist eben nicht Erkenntnis und Einsicht das Bildungsziel für die Menschheit, sondern ihre vollständige Einbindung in die Umsetzung des weltumspannenden Bauplanes einer Pyramide der Macht. Denn das Innere des imposanten Tempelbaus birgt das den uneingeweihten Profanen unzugängliche Arkanum, vor dem der undurchsichtige Vorhang gezogen wird. Eine Wissenschaft im pyramidalen Geist ist notwendig eigentlich eine okkulte Angelegenheit, denn es geht ihr tatsächlich nicht um die Offenlegung, sondern um die Verhüllung der Wahrheit, im ehrfurchtgebietenden Gehäuse.

Gemäß der formelmäßigen Beantwortung der maurerischen Frage an den eintretenden Logenbruder, was der eigentliche Bau des Tempels sei, liegt es so offen zu Tage, wie die Antwort im exklusiven Zirkel verschwiegen fällt: Es solle der weltumfassende Tempelbau der Humanität sein - so wird es uns jedenfalls glaubhaft versichert...

aus "Das pyramidale Prinzip 2.0", von Franz Sternbald

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